Lohnt sich unsere geplante Investition?
Telefon eines Kunden: Er möchte einen neuen Legehennenstall bauen und will sich über die Finanzierungsmöglichkeiten informieren. Eine Frage wird während des längeren Telefons durch den Kunden nicht gestellt: «Lohnt sich die Investition?». Die Finanzierbarkeit und raumplanerische Fragen stehen im Vordergrund. Dabei ist die Rentabilität eigentlich die wichtigste Frage. Sie wollen ja nicht nur ihr Geld investieren und mehr Arbeit haben, sondern sie wollen auch mehr verdienen!
Bei jeder Investition gilt es aus betriebswirtschaftlicher Sicht 3 Fragen zu klären:
1. Ist das Vorhaben finanzierbar?
Wie kann der Legehennenstall in unserem Beispiel finanziert werden? Das kann mit Eigenmitteln vom Bank- und Sparkonto, mit Erhöhung der Hypothek und mit Investitionskrediten erfolgen. Privatdarlehen sind eher zurückhaltend einzusetzen, da meist keine Sicherheiten vergeben werden können. Beachtet werden muss die geltende Belastungsgrenze für Bankkredite in der Landwirtschaft. Erfolgt eine wesentliche Veränderung auf dem Betrieb, müssen in der Regel der Ertragswert und die Belastungsgrenze neu berechnet werden um den finanziellen Spielraum festzulegen. Bei Investitionskrediten gibt es Pauschalen je nach Investitionsvorhaben nach GVE, Quadratmeter oder Kubikmeter. Als Hilfsmittel dient hier ein Finanzierungsplan, in dem der Mittelbedarf inklusive der bisherigen Verschuldung der möglichen Mittelherkunft gegenüber gestellt wird.
2. Ist die Investition tragbar?
Hier geht es um die finanziellen Folgekosten des Vorhabens. Welche Zinsen müssen für das Kapital bezahlt werden? Wie sieht es mit der Rückzahlung der Schulden aus? Investitionskredite haben feste Laufzeiten mit regelmässigen jährlichen Tilgungen zwischen 12 und 18 Jahren. Bei Bankkrediten wird ab einer gewissen Verschuldung auch eine regelmässige Tilgung verlangt. Zur Absicherung zwischen Kunde und Bank wird die Tragbarkeit derzeit mit einem Zins von 5 % bei Bankkrediten gerechnet, obwohl die aktuellen Zinsen zwischen 1 bis 1.5 % wesentlich tiefer liegen. Die Berechnung erfolgt mit einer Tragbarkeitsberechnung, welche aufzeigt ob genügend Mittel erwirtschaftet werden können, um die Tilgungen und die Zinsen zu begleichen.
3. Lohnt sich das Vorhaben?
Hier braucht es meist vertiefte Berechnungen in Form eines Betriebsvoranschlages mit Finanzplan, der die betriebswirtschaftliche Situation mit der Neuinvestition in den nächsten 5 bis 10 Jahren nach der Investition abbildet. Falls mit vereinfachten Budgetberechnungen (z.B. Teilbudget) gearbeitet wird, braucht es in der Regel Zusatzberechnungen (z.B. Auswirkungen auf die Direktzahlungen, zusätzliche Lohnkosten, Maschinenkosten, etc. ), damit ein brauchbares Resultat entsteht. Bei den Berechnungen sind Veränderungen der nächsten Jahre einzubeziehen.
Das Beispiel zeigt eine Betriebsumstellung im Jahr 2022 auf Rinderaufzucht für einen Betrieb mit Zuerwerb. Ausgehend von einem Betriebsvoranschlag nach der Umstellung werden die nächsten Jahre finanziell abgebildet. Ein demnächst vorgesehener Ersatz der Futterbaumechanisierung und ein Ersatz eines Remisendaches im Jahr 2026 wurden einbezogen.
Die Berechnungen zeigen: Pro Jahr werden im Schnitt zusätzlich etwa CHF 10'000 an flüssigen Mitteln erwirtschaftet. Neben der ordentlichen Schuldentilgung und Verzinsung des Fremdkapitals nimmt der Bestand an flüssigen Mitteln zu. Fazit: Die Umstellung lohnt sich für den Betrieb.
Holen Sie sich Unterstützung!
Wenn sie einen Neubau planen, sind Architekten und Einrichtungsfirmen schnell vor Ort. Vielfach muss bereits für die Abklärung eines Kredites ein Baugesuch vorliegen. Hingegen reisst sich niemand um die Frage, ob sich die geplante Investition auch wirklich rentiert. Sich genügend Zeit zu nehmen, diese Frage zu beantworten, ist Aufgabe der Betriebsleiterfamilie. Die Agro Treuhand Aargau AG unterstützt Sie gerne dabei.